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INTERVIEW
SÄCHSISCHER INNOVATIONSPREIS HOLZBAU 2001
Passivhaus- Wohnprojekt "Nestwerk Pillnitz" 
 


 
SIZ (Sächsische Immobilien Zeitung) im Gespräch mit dem Dresdner Architekten Olaf Reiter
(Gespräch: R. Wauer)

SIZ: Das "Nestwerk" in Pillnitz dürfte inzwischen voll bezogen sein (wir hatten über das Projekt bereits kurz berichtet). Mit Ihnen möchte ich über die Ideen sprechen, die diesem doch sehr interessanten Wohnkomplex zugrunde liegen.

Olaf Reiter: Die Grundidee kam von den Leuten, die zwar gern im Grünen wohnen wollten, aber nicht in der Isolation und nicht in zwanzig Kilometer Entfernung von der Stadt. Man wollte die Gemeinschaft suchen - gemeinsam bauen und auch gemeinsam wohnen. Das hat auch wunderbar geklappt. Die neun Familien mit den insgesamt 38 Bauherren, -frauen und -kindern haben sich in diesem Prozess fest zusammengefunden. Während der Bauzeit wurde jeden Sonnabend gemeinsam gearbeitet. So ist ein soziales Klima entstanden, das man spürt, wenn man heute den Hof betritt, von dem aus sämtliche Wohnungen erreichbar sind. Man verschwindet nicht gleich in den eigenen vier Wänden, sondern es werden ein paar Worte gewechselt mit den anderen Bewohnern, die man trifft. Das ist eine Lebensqualität die wir nicht aufgeben sollten. Die zweite Idee ist der ökologische Anspruch gewesen. Die Leute haben gesagt: "Wir wollen nicht nur etwas Schönes für uns selber bauen, sondern wir wollen auch so bauen, dass die Natur wenig belastet wird." So entschied man sich für die Holzbauweise und so kam man zum Passivhaus-Konzept. Es sind echte Passivhäuser mit einem Jahresheizwärmebedarf von 15 kWh pro m² Wohnfläche.

SIZ: Damit währen wir beim Baukonzept. Wie ist das "Nestwerk" technisch ausgerüstet? Wie funktionieren Heizung und Lüftung?

Olaf Reiter: Die Entscheidung für die Holzbauweise ist relativ leicht gefallen, denn Holz ist ein schönes, ökologisch vertretbares Material. Gewisse Bedenken hat es anfangs bezüglich der Dauerhaftigkeit und der Brandsicherheit gegeben. Größere Entschlusskraft verlangte das Passivhaus, denn hiervon sind noch nicht viele gebaut worden. Wir sind zum Beispiel nach Leipzig gefahren, um ein solches Haus zu besichtigen. Das Gespräch unserer Bauherren mit den dortigen Bewohnern war letztlich entscheidend. Man konnte sich davon überzeugen, dass das energieeffiziente Wohnen durchaus nicht ungemütlich ist. In der Wissenschaft bezweifelt niemand, dass das Passivhaus das Haus der Zukunft ist. Den niedrigen Energiebedarf erreicht man durch eine supergute Wärmedämmung (k-Wert unter 0,2). Wir verwendeten 35 cm Wärmedämmung in der Wand und noch mehr im Dach. Die Fenster sind mit 3-facher Isolierverglasung ausgeführt (k-Wert 0,7). Die Fenster arbeiten als "Energie-Fallen". Der niedrige Energiebedarf wird auch erreicht durch die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. In Winter wird die Frischluft mit z. B. minus 15 Grad angesaugt und 40 Meter durch die Erde geleitet. So wird sie schon auf plus 4 Grad hochgewärmt. Über den Wärmetausch mit der erwärmten Abluft gelangt die Frischluft dann mit plus 20 Grad in die Wohnräume.

SIZ: Konventionelle Heizsysteme geben es nicht?

Olaf Reiter: Nein. Es gibt nur den Lüftungskasten, aus dem die Frischluft austritt. In Küche und Bad wird abgesaugt. Das geschieht so langsam, dass man es nicht spürt. Zusätzlich haben wir eine kleine Brennwerttherme im Berghaus für alle neun Wohnungen. Sie hat die Aufgabe, die Solaranlage kurzfristig bei der Warmwasserbereitung und damit auch bei der Frischlufterwärmung zu unterstützen. Zum Beispiel, wenn alle neun Familien gleichzeitig baden wollen.

SIZ: Und das ist alles?

Olaf Reiter: Ja, das ist alles außer einer kleinen Wandflächenheizung im Wohnzimmer und einem Handtuchtrockner im Bad, beide betrieben mit Warmwasser aus der Brennwerttherme. 

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